Frauenfußball beim SV Vorwärts
(1971-1990)
Dieser Bericht über die fast zwanzigjährige Geschichte unserer Damen-Fußball-Abteilung beim SV Vorwärts Kleinostheim wurde anhand von Protokollbüchern erstellt, die uns freundlicherweise Gabriele Wurm zur Verfügung stellte.
Begonnen hatte alles im Jahre 1971, als auf Initiative unseres damaligen Vorstandes Konrad Scheuermann die Damen-Fußball Abteilung gegründet wurde.
Anfangs kamen fünf Mädchen im Alter zwischen 14-18 Jahren in die Übungsstunden, die von Friedel Geißler geleitet wurden.
Die Abteilung übernahm dann am 01. Juli 1972 Hans Geißler, der gleichzeitig Trainer war.
Durch intensive Vereinsarbeit erhöhte sich die Spielerinnenanzahl dann auf 25 Damen und es wurden einige Freundschaftsspiele und Turniere absolviert.
Erster großer Höhepunkt war ein „Damen-Fußballwerbespiel" (so hieß dies damals!) am 31.05.1973 anlässlich unseres 15. Nationalen Fußballturniers der Jugendabteilung gegen die Mannschaft von Frankfurt/Flörsheim. In der Chronik wurde über dieses Spiel mit den Worten „Eine wahre Fußballdemonstration für die Damenwelt!" regelrecht geschwärmt.
Am 24.11.1973 wurde in unserer Schulturnhalle das 1. Damen Hallen-Turnier mit insgesamt sechs Damenmannschaften veranstaltet und unsere erste größere Veranstaltung war ein gelungenes Turnier.
Erste Saison und gleich Meister!
Als man dann am 27.04.1974 unser erstes Verbandsspiel zu Hause gegen den SV Königshofen bestritt und recht unglücklich mit 1:2 Toren verlor, konnte keiner ahnen, dass man am Ende der Runde mit 17:3 Punkten bei 25:7 Toren überlegener Kreismeister wurde!
Im zweiten Jahr in der Damen-Kreisklasse Aschaffenburg erreichten sie dann den 3.Platz.
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Kreismeister 1974 |
Kreismeister 1976 |
Ab September 1975 wurde unser 1. Mannschaftsspieler Jürgen Klisch neuer Trainer unserer Damen und Hansi Geißler übernahm die Mannschaftsbetreuung.
Und dieser frischer Schwung wurde in der gesamten Verbandsrunde demonstriert und man konnte ungeschlagen mit 14:0 Punkten und 43:1 ! Toren souverän erneut die Kreismeisterschaft gewinnen!
Auch im Pokalwettbewerb 1976 war das Maß aller Dinge unsere Damenmannschaft vom SV Vorwärts! Bis ins Endspiel um den Kreispokal gegen den SV Königshofen, nach Siegen gegen FC Südring (6:0) und Rot-Weiß Aschaffenburg (7:0), schafften sie souverän diesen Einzug. „Kleinostheims Damen nicht zu bremsen - 7:0 in Königshofen" so hieß die Zeitungsüberschrift für den neuen Kreispokalsieger!
Als man am 27.03.1977 in Lengfeld gegen den heimischen TSV knapp mit 1:2 Toren im Endspiel um die Unterfrankenmeisterschaft verlor, schrieb die Presse: „Kleinostheimer Mädchen im Pech!" Denn obwohl sie die spielbestimmende Mannschaft waren, mussten sie drei Minuten vor Spielende den Siegtreffer von Lengfeld hinnehmen.
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Unterfrankenmeister 1977 |
Doch bereits zur nächsten Runde konnte sie souverän die Meisterschaft 1977 nach Kleinostheim holen. Ungeschlagen mit 54:1 Toren , waren sie eine Macht im Landkreis!
Und wieder kam es zum Endspiel um die Unterfrankenmeisterschaft gegen den TSV Lengfeld, der seit drei Jahren diesen Titel inne hatte,!
„Kleinostheims Damen ließen Lengfeld keine Chance: 4:2 Sieg und damit war der SV Vorwärts Unterfrankenmeister 1977!". 500 Zuschauer sahen dieses mitreißende Spiel am Kleinostheimer Sportplatz . Getoppt wurde diese Zahl mit 700 Besuchern im Achtelfinalspiel um die bayerische Krone gegen den ESV Ingolstadt und man musste am Ende mit 1:3 Toren Ingolstadt den Sieg überlassen. Doch wer an diesem 16.04.1978 am Sportgelände anwesend war, wird trotz der Niederlage stolz gewesen sein auf unsere Vorwärts Damen, die dieses Spiel beherrschten und mit viel Pech und mangelnder Routine den großen Wurf verpassten.
Kreismeister 1978, Kreispokalsieger 1978 und Unterfranken-Bezirksmeister 1978 !
„Wer bremst Kleinostheim? Im Aschaffenburger Frauenfußball droht Langeweile" – so zu lesen im Main Echo im Juni 1979. Es ging so weiter!
Kreismeister 1979, Unterfrankenmeister 1979 (3:1 Sieger n.V. gegen Schweinfurt 05) und Vize-Kreispokalsieger! „Kleinostheims Super-Damen", so urteilte die Presse..
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Kreismeister 1979 |
Nach dieser erfolgreichen Zeit, kam es nach einigen Abgängen zu einem kleinen Bruch im Mannschaftsgefüge! So war man in manchen Spielen nicht mehr so souverän wie in der Vergangenheit, doch so langsam fand sich unsere Truppe. Obwohl noch ein langer Weg zu unserer alten Klasse vor uns stehen sollte.
Die Verbandsrunde 1980/81 wurde erstmals in einer Zweiergruppe ausgetragen und unser erstes Spiel bei Bayern Aschaffenburg sah uns als klaren 5:0 Sieger vom Platz gehen. Und was keiner so voraussehen konnte, schaffte unsere Mannschaft. Sie wurden erneut Kreismeister 1981! Im Pokal konnte sie auch an vergangene Erfolge anknüpfen und erreichten das Finale gegen Viktoria Mömlingen um den Kreispokal. Und hier siegten wir mit 2:1 Toren n.V.! Obwohl Souveränität und Glanz vergangener Jahre fehlten, konnte man mit unserer Mannschaft in dieser schwierigen Aufbauphase mehr als zufrieden sein.
Im folgenden Jahr mussten wir schon frühzeitig im Pokal die Segel streichen, doch um so souveräner bestritten wir die Verbandsrunde 1981/82. Die wiederum bei 15:1 Punkten und 30:9 Toren mit der Meisterschaft beendet wurde!
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Kreismeister 1982 |
Anlässlich des zehnjährigen Bestehens des „Aushängeschildes" in Sachen Damenfußball am Untermain (so der Pressebericht!) veranstaltete unser SV Vorwärts sein 2. Damenfußballhallenturnier, wo man der Spvgg Seligenstadt im Finale (1:3) unterlag.
1983 schaffte die Klisch-Truppe das Double. Sie wurden souveräner Kreismeister mit 20:4 Punkten bei 31:14 Toren, und im Pokalendspiel gegen den FSV Wörth wurden sie mit 5:1 Toren Pokalsieger. Im Finale um den unterfränkischen Pokal konnte man am 25. Juni in Trennfeld gegen den klassenhöheren FC Schweinfurt 05 nur in der ersten Halbzeit mithalten. Am Ende mussten sie mit einer 0:6 Niederlage dem Favoriten den verdienten Pokalsieg überlassen!
Als erneuter Kreismeister 1984 (23:1 Punkte / 49:7 Tore) spielten sie ab der neuen Saison 1984/85 in der neu gegründeten Bezirksliga Unterfranken Fußball.
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Kreismeister 1984 |
Am Ende der Runde 1984/85 belegten sie einen tollen zweiten Tabellenplatz und konnten erneut Kreispokalsieger werden!
Im alles endscheidenden Spiel am letzten Spieltag der Verbandsrunde zu Hause gegen Uengershausen, konnten sie trotz hochüberlegenem Spiel, eine 0:1 Niederlage nicht vermeiden. Hier absolvierte unsere langjährige Spielmacherein Helga Schmidt ihr letztes Spiel im Kleinostheimer Trikot. In der Winterpause dieser Runde gab es um diese Mannschaft einige Turbulenzen, an deren Ende unser langjähriger Trainer Jürgen Klisch als Abteilungsleiter und Trainer zurücktrat. Zehn Jahre führte er diese Abteilung von Erfolg zu Erfolg und hätte bestimmt einen versöhnlicheren Abschied verdient gehabt. Gleichzeitig hörten weitere vier Spielerinnen mit ihm auf. Für unseren neuen Trainer Roland Wurm, der am 05.02.1985 das Traineramt übernahm, keine günstigen Voraussetzungen bei seinem Start. Umso erfreulicher das Abschneiden in dieser Saison.
Unsere im Umbruch befindliche Mannschaft hatte in der folgenden Saison lange um den Klassenverbleib zittern müssen, was auch mit erheblichem Verletzungspech zu erklären war. Am Ende konnte man zwar sportlich die Klasse halten, aber man entschied sich freiwillig, in der nächsten Saison in der A-Klasse zu starten.
In der folgenden Runde (1986/87) ging es dann mit neuem Elan ans Werk, und recht bald konnte man sich vom Feld absetzen. Am letzten Spieltag musste man zu Hause gegen Aschaffenburg Damm mit 1:3 Toren unsere einzige Niederlage der gesamten Saison einstecken, doch hatte dies auf die Meisterschaft in der A-Klasse für uns keine Auswirkungen mehr.
Durch Neueinteilungen im unterfränkischen Raum, da sich immer mehr Damen-Mannschaften zum Spielbetrieb anmeldeten, startete man in der Saison 1987/88 wieder in der A-Klasse.
Hier konnte man lange um die Meisterschaft mitspielen und erreichte am Ende einen hervorragenden zweiten Tabellenplatz.
In der Folgezeit war es immer schwieriger eine Mannschaft zum Spielbetrieb zu melden, und so entschloss man sich, ab der Saison 1990/91 eine Spielgemeinschaft mit Kickers 06 Aschaffenburg einzugehen. Ab der Saison 1991/92 endete dann diese Liason und unsere fast zwanzig jährige Ära ging damit zu Ende.
Heute noch spielen zwei ehemalige Kleinostheimer Spielerinnen (Renate Wittman und Gabriele Wurm) dort erfolgreich Fußball.
Stand September 2000 (KHS)