Werdegang des Vereins bis zum 2. Weltkrieg 

Aufgezeichnet von Andreas Höflich, Ehrenmitglied +

 

Wenn man bedenkt, dass es 1910 nicht so selbstverständlich war einen Sportverein anzugehören, so muss man den Mut unserer Gründungsmitglieder anerkennen, in der Damaligen Zeit einen Sportverein aus der Taufe zu heben. Zwar hatten sich Turnvereine schon seit einem halben Jahrhundert etabliert, aber der neue Sport Fußball stieß bei Eltern und Erzieher überall auf Widerstand.

Es war am 10. Juni, dem zweiten Pfingstfeiertag des Jahres 1910 als zwölf junge Leute aus Klein Ostheim beschlossen einen Sportverein zu gründen. Im Gasthaus „Zum Löwen“ wurde ein Ring- und Stemmverein mit dem Namen „Sportklub Jugendbund“ gegründet.

Die Gründungsmitglieder waren:

Wieland Lorenz

Pieroth Christian

Kirchgessner August

Geibig Sebastian

Schohe Lorenz

Kirchgessner Adam

Reinhard August

Bäckmann Anton

Eizenhöfer Edmund

Fecher August

Weitz Otmar

Eizenhöfer Christian

zu denen nachträglich auch noch Rachor Johann und Schohe Josef  gezählt wurden.

Die erste Vorstandschaft setzte sich wie folgt zusammen:

1. Vorsitzender:  

Wieland Lorenz 

2. Vorsitzender:

Eizenhöfer Christian  

1. Schriftführer:   

Geibig Sebastian

1. Kassier: 

Weitz Otmar

Ring- und Stemmwart:    

Bäckmann Anton    

Beisitzer: 

Reinhard August, Fecher August

Im Gründungsjahr kostet der Monatsbeitrag 30 Pfennige, damals viel Geld wenn man bedenkt, dass der neugewählte Vorsitzende Lorenz Wieland ein Fass Bier spendierte, das ihn 3,-- Mark kostete.

Der finanzielle Grundstock wurde gelegt, indem jedes Vorstandsmitglied 50 Pfennige spendete und jede versäumte Übungsstunde mit 10 Pfennig Strafe belegt wurde.

Um den Ringsport betreiben zu können, wurde bei dem Kleinostheimer Sattler Lorenz Herzog eine Ringermatte zum Preis von 80,-- Mark bestellt, für die damalige Zeit eine Riesensumme.

Krafttraining konnte mangels Hanteln nur mit alten Wagenachsen und dergleichen betrieben werden. In den nächsten Jahren wurden Ringerfeste in der näheren und weiteren Umgebung mit großem Erfolg besucht.

Bereits im Jahre 1912 wurde eine Fußballmannschaft gegründet, die verbandsmäßig nicht erfasst war und nur Freundschaftsspiele austrug. Bedingt durch den ersten Weltkrieg wurde das gesamte Vereinsleben lahmgelegt. Fünfzehn junge Vereinsmitglieder ließen ihr Leben auf den Schlachtfeldern.

Kurz nach Beendigung des Krieges lud Sebastian Geibig am 18.12.1918 ins Gasthaus „Zur Eisenbahn“ (heute „Cille August“) zu einer Versammlung ein, um das Vereinsleben neu erstehen zu lassen. Dabei wurde Heinrich Brenneis als neuer Vorsitzender gewählt.

Im Jahre 1920 wurde wieder eine Fußballabteilung gegründet. Maßgebend dafür war, dass großes Interesse für den Fußballsport bestand und auch schon ein Fußballclub „Germania“ in Kleinostheim existierte, dessen Mitglieder der neuen Abteilung betraten. In den „Heubrachtannen“ weit außerhalb des Ortes wurde ein Sportplatz erstellt und der Spielbetrieb verbandsmäßig aufgenommen. Unter der Führung des späteren Bürgermeisters Josef Eisert wuchs der Verein zum stärksten in der Gemeinde heran.

Pyramidensteller Anfang der zwanziger Jahre

Mehrere aktive und Jugendmannschaften in der Schwer- und Leichtathletik sowie im Fußball gaben in sportlichen Wettkämpfen ihr Bestes. Auch die kulturelle und gesellige Arbeit wurde im Verein besonders gepflegt. Ein Vergnügungsausschuss und später eine selbstständige Theaterabteilung unter dem Vorsitz von Josef Geibig und Alois Reinhard und unter Mitwirkung vieler Interessenten hatten das Theater-Laienspiel zu einer beachtlichen Höhe gebracht.

Selbst eine Sängerschar von etwa 30 Mann unter Leitung des Dirigenten Stefan Schlett wurde zusammengestellt, die sich aber im Jahre 1924 wieder auflöste. 

Nicht vergessen soll die jugendliche Pyramidengruppe werden, die bei Veranstaltungen im Ort und auswärts großen Beifall erntete. 

Pyramidensteller des "Vorwärts" am Anfang der zwanziger Jahre.

 

In einer Generalversammlung am 09.08.1922 wurde der Name des Vereins in Sportverein Vorwärts 1910“  umgetauft. Ein Markstein in der Geschichte des Vereins war das Fest seiner Fahnenweihe, das am 21., 22. und 23. Juni 1924 auf dem Wiesengelände hinter unserem Vereinslokal stattfand. 

Patenverein war der Sportclub Aschaffenburg, der Fahnenjunker Paul Lippert, die Fahnenpatin Rosa Bergmann (Herzog).

Fahnenweihe 1924

Im August 1924 traten verschiedene Vertreter der Schwerathletik wegen angeblicher Bevorzugung der Fußballer durch die Vorstandschaft aus dem Verein aus und gründeten den Sportklub „Siegfried“. Dass es dadurch zu allerlei Spannungen innerhalb des Vereins kam, ist leicht zu denken. Die Schwerathletik wurde jedoch in unserem Verein weiter am Leben erhalten und die Fußballabteilung ging ihre Wege wie seither.

Am 18., 19. und 20. Juli 1925 wurde das 15-jährige und am 20. Juli 1930 das 20-jährige Gründungsfest gefeiert. Die Feiern nahmen alle einen guten Verlauf.

Im Jahre 1932, als die Gräben der Spaltung sich langsam geebnet hatten, kamen Neigungen auf, die wieder eine Vereinigung des Sportklub „Siegfried“ mit dem Sportverein „Vorwärts“ wünschten oder rein sportlich für vernünftig hielten. In einer Generalversammlung der beiden Vereine am 16. September 1932 im Gasthaus „Zum Engel“ entschied sich die Mehrzahl der Mitglieder für eine Wiedervereinigung und man einigte sich auf den Namen „Sportvereinigung 1910/24 Kleinostheim“ und auf gleiche Rechte für beide Mitgliedschaften. Außerdem erwartete man ein Aufblühen der sportlichen Tätigkeit, besonders der Schwerathletik.

Als 1. Vorsitzender wurde Josef Eisert vom Sportverein „Vorwärts“ und als 2. Vorsitzender Leopold Wieland vom Sportklub „Siegfried“ einstimmig gewählt. Vereinslokal wurde das Gasthaus „Zur Eisenbahn“.

Der Sportbetrieb in der Schwerathletik nahm nicht den erhofften Aufschwung. Nachdem innerhalb von 2-3 Jahren die Vereinigung meistens nur noch aus Mitgliedern des ehemaligen Sportvereins „Vorwärts“ bestand, wurde in einer Generalversammlung vom 09. Mai 1936 wieder der Name Sportverein „Vorwärts 1910“ gewählt, den er bis zum heutigen Tage noch hat.

Am 01. und 02. Juni 1935 wurde das 25-jährige Gründungsfest in würdiger Weise gefeiert.

Der Spielbetrieb ging bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges weiter.

Die Einberufung der meisten Aktive brachte dann den Spielbetrieb zum Erliegen.

 

Das weiterführen unserer Vereinschronik ist in Arbeit!